„Zu diesem „Village“ muss man sagen: was für ein Teil!“

„Hattori Hanzi“ sorgen für Glücksgefühle

Es gibt sie weiterhin: die Abende, an denen im Habacher „Village“ selbst die Stehplätze begehrt sind. Am Freitag schaffte dies die Münchner Band „Hattori Hanzi“ – obwohl das Trio unter dem neuen Namen noch wenig bekannt ist.

Foto: Bretting

VON ANDREAS BRETTING

Im Unterschied zum Vorgänger „Organ Explosion“ ist „Hattori Hanzi“ noch eher unbekannt. Die Beliebtheit der Band fußt auf Kreativität, Spielfreude, mitreißenden Grooves und einer nervenkitzelnden, kaleidoskopartigen Kombination vielerlei Genres, die zwischen den Jahren 1960 und 2010 entstanden sind.

Nicht immer steht die originale Hammond Orgel im Vordergrund – oft genug verwebt der ausgebufft lässige Igor Kljujic an seiner Bassgitarre mit gekonnter Präsenz Melodie und Rhythmus, wodurch der Groove bei ihm antreibend durchgehalten wird, während sich Orgel und Schlagzeug individuellen Eskapaden widmen; ein echt jazziges Grundkonzept.

„Acid Jazz“ passt vielleicht auch am besten auf den schwer benennbaren Mix rund um den Psychedelic – Stil, stets mit Potenzial zum Mittanzen. Inklusive sind Ansätze zu refrainartigen Tunes, die elektrisierend in die Beine gehen, doch wegen des Platz – und Jugenddefizits brachte die Musikkraft nur vereinzelte Besucher in Bewegung.

Die Einfälle in den oft zehn Minuten langen, namentlich nie benannten Stücken waren erstaunlich. Schon die Drums von Manfred Mildenberger stellten ein sorgsames, manchmal sogar erstaunlich leises Perkussions – Jonglieren dar; auch hier war hörbar ein Individualist am Werk. Nur einmal gab’s volle Kraft, aber selbst hier blieb die ekstatische, teils mit drei Sticks geführte Schlagwerk – Explosion dem Rhythmusgerüst treu. Ein Drum – Solo als Teil des flows einzubinden, das war Kunst – und das ging in Seele und Bauch.

Gravitation. Ist freilich Hansi „Hanzi“ Enzensperger. Er entlockt der Hammond Töne, die mal an die Doors erinnern, mal an Jean-Michel Jarre Klänge, mal an sahnigen Night Jazz; stets aber sorgt steigende Dynamik Spannungsbögen, die mal über schwebende BubbleBeats, mal über virtuoses Tastentempo in pure Glücks – Ekstase führen. Die Höhepunkte der psychedelische Soundwaves zünden verzückte Zurufe der gefesselten Zuhörer.

Einmal ist der Rhythmus so fordernd und straff, dass die Musiker danach einen Erholungs – Tune von Hank Williams brauchen – natürlich auch hier mit zusätzlichen Soundeffekten versehen. Alles Retro also? Keineswegs: auf seiner Orgel lagert Enzensperger viele elektronische Schaltungen und bringt diese in einer Sound – Battle mit dem Schlagzeug zum Einsatz. Hallige Töne von Becken, dann schabt Mildenberger mit dem Mikro auf der Trommel entlang und zu diesem spacigen Gruselfilm – Soundtrack kombiniert sich ein verzerrt – erdig gerauntes „Yeah“ von Enzensperger als Klangbett. Das war eine Spielwiese, die auch Notwist – Fans ins Boot holte.

„Zu diesem „Village“ muss man sagen: was für ein Teil!“, so Hansi Enzensperger vor der Zugabe. Und der gebürtige Schongauer gesteht: „Zwischen 18 und 24 bin ich mit Freunden jeden Donnerstag im Club abgehangen und wir haben erst gejammt und dann gefeiert bis morgens um sechs. Die für Musiker und Zuhörer offenen Session-Abende gibt es immer noch, wenngleich nurmehr am ersten Donnerstag im Monat.